Menschen lebten am 7.9.2023 auf der Welt
Menschen lebten am 7.9.2023 auf der Welt
Wachsende Welt
Wie wird sich die Weltbevölkerung entwickeln?
Weltbevölkerung nach Alter und Geschlecht
Das 20. Jahrhundert verzeichnete einen dramatischen Anstieg der Weltbevölkerung. Von 1,6 Milliarden Menschen im Jahr 1900 wuchs die Weltbevölkerung auf über sechs Milliarden zur Jahrtausendwende. Seit 1950 hat sich die Anzahl der Menschen auf der Erde mehr als verdreifacht und im November 2022 überschritt die Weltbevölkerung die Marke von acht Milliarden. Doch das weltweite Wachstum hat sich inzwischen deutlich verlangsamt. Die Vereinten Nationen schätzen, dass 2050 rund 9,7 Milliarden Menschen auf der Erde leben werden. In den 2080ern könnte die Weltbevölkerung dann mit 10,4 Milliarden ihren Höhepunkt erreichen und danach langsam wieder abnehmen. Ein entscheidender Faktor wird dabei aber nicht nur die Höhe der Bevölkerungszahl sein, sondern auch Veränderungen in den Altersstrukturen der verschiedenen Gesellschaften.
In diesem Jahr veröffentlichte der in Washington ansässige Think Tank Freedom House die fünfzigste Ausgabe seines jährlichen Berichts zum globalen Stand der Freiheit. Das siebzehnte Jahr in Folge nahm die Freiheit weltweit ab. Doch möglicherweise haben wir einen Wendepunkt erreicht: die Kluft zwischen der Zahl der Länder, in denen sich die Situation verbesserte, und der Zahl der Länder, in denen sie sich verschlechterte, sei so klein wie noch nie in den vergangenen 17 Jahren. Zwei Länder verzeichneten in diesem Jahr eine Herabstufung ihres Freiheitsstatus: Peru verschlechterte sich von „frei“ auf „teilweise frei“ und Burkina Faso von „teilweise frei“ auf „nicht frei“. Zwei weitere Länder konnten sich hingegen nach erfolgreichen, kompetitiven Wahlen von „teilweise frei“ auf „frei“ verbessern: Lesotho und Kolumbien. Trotz der weiterhin schwierigen Lage der Demokratie in vielen Regionen der Welt, biete ein Blick zurück auf die Entwicklung der vergangenen fünfzig Jahre Hoffnung: In der ersten Ausgabe des Berichts von 1973 galten nur 44 von 148 Ländern als frei – heute steht diese Zahl bei 84 von 195.
Laut Berechnungen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung auf Basis von UN-Daten leben bereits heute zwei Drittel der Weltbevölkerung in Ländern, in denen Frauen durchschnittlich weniger als 2,1 Kinder bekommen. In Deutschland liegt die Geburtenziffer schon seit 1970 unter diesem Bestandserhaltungsniveau. Sinkende Geburtenraten könnten gerade für Entwicklungsländer eine wirtschaftliche Chance darstellen: Wenn die durchschnittliche Familiengröße sinkt, können Familien und die Gesellschaft mehr in jedes Kind investieren. Gleichzeitig nimmt der Anteil der Bevölkerung im Erwerbsalter im Vergleich zu wirtschaftlich abhängigen Kindern und älteren Menschen zu – ein sogenannter demographischer Bonus. Umgekehrt stellen alternde Bevölkerungen die heutigen Industrienationen vor große Herausforderungen, denn einer wachsenden Anzahl von Rentnern stehen immer weniger Beitragszahler gegenüber.
Die Vereinten Nationen haben ihre Prognosen zur weltweiten Bevölkerungsentwicklung auf einer Website zugänglich gemacht. Dort findet sich auch eine Zusammenfassung der „World Population Prospects 2022“. Basierend auf den UN-Daten hat die New York Times in der Analyse „How a Vast Demographic Shift Will Shape the World“ vom 16. Juli 2023 die weltweite Entwicklung der Altersstruktur untersucht. Wie kann eine günstige Altersstruktur zum Wirtschaftswachstum beitragen? In der im Juli 2023 veröffentlichten Studie „Unlocking the Power of Demographic Dividends“ erklärt das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung das Konzept der „demografischen Dividende“ und was Staaten tun müssen, um sie einfahren zu können.
Generationen im Vergleich
Wie unterschiedlich sind die Generationen in Deutschland?
Wichtigkeit traditioneller Werte nach Altersgruppe
sehr wichtig
wichtig
Die einen haben gerade erst Emojis entdeckt, die anderen sind den ganzen Tag in den sozialen Medien unterwegs. Die einen sperren sich gegen Veränderung und neue Ideen, die anderen sind faul und selbstbezogen. Klischees über Generationen und Konflikte zwischen ihnen gibt es viele. Doch was ist wirklich dran? Klar ist: Gesellschaftliche Herausforderungen mit Potential für Generationenkonflikte gibt es reichlich. Wie schnell treiben wir die Energiewende voran? Wie sieht ein generationengerechter Sozialstaat für eine alternde Gesellschaft aus? Wie gestalten wir die Arbeitswelt der Zukunft? Zwei aktuelle Studien der Konrad-Adenauer-Stiftung beleuchten Einstellungen, Werte und Ängste verschiedener Generationen in Deutschland. Überraschend oft sind die Unterschiede geringer und Konflikte weniger ausgeprägt als gemeinhin angenommen. Auch in Bezug auf die Vergleichskategorie „Generation“ ist Skepsis angebracht: Meist lassen sich Unterschiede eher auf das Alter zurückführen und nur selten auf die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kohorte.
Die Bundestagswahl 2021 offenbarte erhebliche Altersunterschiede im Wahlverhalten: Die CDU/CSU und die SPD erzielten bei den Älteren stark überdurchschnittliche Ergebnisse, während Jüngere überdurchschnittlich oft Grüne, FDP und die Linke wählten. Was steht hinter diesem unterschiedlichen Wahlverhalten? In der Studie „Generation ist weniger als Alter“ vom September 2023 geht die Konrad-Adenauer-Stiftung dieser Frage nach und untersucht, wie sich Werte, Ängste, politische Grundhaltungen und Formen der politischen Beteiligung in den verschiedenen Altersgruppen unterscheiden. Außerdem prüft das Papier, ob Generationen tatsächlich unterschiedlich geprägt sind oder ob sich die Unterschiede nicht vielmehr auf das Alter zurückführen lassen. Basierend auf einer repräsentativen Umfrage kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass sich bei den betrachteten Aspekten nur geringe Unterschiede zwischen den verschiedenen Altersgruppen zeigen. Werte, die den Jüngeren etwas häufiger wichtig sind als den Älteren, sind Kreativität, Spaß, Erfolg, Ziele konsequent zu verfolgen, die Aufmerksamkeit, wie es anderen geht, der Einsatz für andere und der Respekt, den eine Person selbst von anderen erhält. Älteren hingegen ist es etwas häufiger wichtig, sich an Regeln zu halten, bescheiden und pünktlich zu sein, Klima und Umwelt zu schützen und Traditionen zu beachten. Insgesamt sind die Unterschiede laut der Studie in den meisten Fällen Alters- und keine Kohorteneffekte – eine bemerkenswerte Ausnahme sind dabei jedoch die Wahlergebnisse der Grünen.
Die Studie „Generationen über Generationen“ vom Mai 2023 untersucht Werte und Einstellungen der unterschiedlichen Generationen zu verschiedenen gesellschaftspolitischen Themen, wie soziale Gerechtigkeit, Rente und Klimawandel. Um diese besser zu verstehen, wurden im Rahmen des Projekts eine Reihe von Fokusgruppendiskussionen in West- und Ostdeutschland durchgeführt. Die Studie zeigt: Zwischen den Generationen werden keine Konflikte verhandelt, auch wenn sie von außen betrachtet aufgrund unterschiedlicher Interessenlagen bestehen mögen. Das Thema Klimawandel berge das größte Konfliktpotenzial, doch auch hier sei die Relevanz des Themas über alle Generationen hinweg unbestritten. Eine schlechtere Rentensituation für zukünftige Generation werde von allen Altersgruppen als gegeben angenommen. Dennoch leiteten sie daraus keinen intergenerationellen Konflikt ab, sondern sähen darin vielmehr ein generationenübergreifendes, politisches Problem. Die Digitalisierung sei für alle Generationen ein wichtiges Thema. Angst, nicht mehr mithalten zu können, hätten vor allem die Älteren, doch auch bei jüngeren Generationen seien Unsicherheiten weit verbreitet. Insgesamt prägten die Krisen der letzten Jahre und Jahrzehnte die Wahrnehmung der Befragten und führten teilweise zu fatalistischen Einschätzungen.
Generation Social Media
Neue Daten zu Nutzungsverhalten und psychischer Gesundheit
Selbstauskunft über den Einfluss sozialer Medien auf verschiedene Lebensaspekte (in %)
Die Generation Z ist die erste Generation, deren Jugend bereits durchgehend von der Nutzung sozialer Medien geprägt war. In den letzten Jahren hat die Debatte über die Regulierung dieser Plattformen stark an Fahrt aufgenommen. Dabei stehen nicht nur die offensichtlichen Gefahren von „Fake News“ und Propaganda für die Demokratie im Fokus, sondern auch die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Nutzerinnen und Nutzer, insbesondere bei Teenagern. So hat etwa Utah in diesem Jahr als erster US-Bundesstaat die Social-Media-Aktivitäten von Kindern und Jugendlichen eingeschränkt. Zwei neue Studien von dem McKinsey Health Institute und dem Pew Research Center liefern aktuelle Daten über das Nutzungsverhalten und die Auswirkungen sozialer Medien auf junge Menschen.
Nach einer enormen Ausweitung der Freiheit während der „dritten Welle“ der Demokratisierung von 1974-2006 befindet sich die Welt derzeit in einer Phase der Autokratisierung. Laut den Autoren der Washingtoner Think Tanks zeigt die Geschichte des letzten Jahrhunderts, dass Druck aus der Zivilgesellschaft von entscheidender Bedeutung ist, um dem Autoritarismus entgegenzuwirken und die Demokratie zu unterstützen. Trotz einer Zunahme gewaltloser Protestbewegungen in den vergangenen Jahrzehnten, seien diese jedoch seit 2010 deutlich weniger oft erfolgreich – auch da autoritäre Regime ihre Bemühungen verstärkt hätten, zivilen Widerstand zu unterdrücken, mittels neuer Technologien und gemeinsamer Koordination. Daher sei es im Interesse demokratischer Staaten ihrerseits pro-demokratische Kräfte in Zivilgesellschaften weltweit zu unterstützen. Dazu entwickeln die Autoren in ihrer Studie eine Strategie, die neben neuen Ansätzen zur Unterstützung von Widerstandsbewegungen und zum Umgang mit repressiven autoritären Regimen auch die Entwicklung eines neuen normativen Rahmens beinhaltet: des Rechts auf Unterstützung.
Für die McKinsey-Studie wurden rund 42.000 Personen in 26 Ländern zu ihrer Nutzung und Erfahrung mit sozialen Medien und vier Aspekten ihrer Gesundheit befragt: psychisch, körperlich, sozial und spirituell. In allen Kategorien schnitt die Generation Z am schlechtesten ab, gefolgt von Millennials, Gen X und Babyboomern. So gab weltweit eine von vier befragten Personen der Generation Z an, dass sich ihr psychischer Gesundheitszustand in den letzten drei Jahren verschlechtert habe, verglichen mit einer von sieben unter den Babyboomern. Dabei berichteten die weiblichen Befragten der Generation Z fast doppelt so häufig von psychischen Problemen wie die Männer ihrer Altersgruppe. Das Verhältnis von psychischer Gesundheit und der Nutzung sozialer Medien, das in den Ergebnissen der Studie zutage tritt, ist komplex. Während etwa ein Drittel der Befragten in allen Altersgruppen über positive Auswirkungen berichtet, unterscheiden sich die Generationen hinsichtlich negativer Effekte. Die Generation Z gab im Durchschnitt häufiger als andere Generationen an, dass die sozialen Medien einen negativen Einfluss auf ihr Leben haben. Obwohl Millennials weltweit die aktivsten Social-Media-Nutzer sind, verbringt die Generation Z insgesamt die meiste Zeit auf den Plattformen: 35 Prozent sind täglich mehr als zwei Stunden in den sozialen Median unterwegs, verglichen mit 24 Prozent der Millennials und 14 Prozent der Babyboomer. Doch gibt es auch eine Reihe von Aspekten der sozialen Medien, die über alle Alterskohorten hinweg von einer Mehrheit als positiv betrachtet werden – darunter insbesondere die Möglichkeit, sich selbst auszudrücken und mit anderen in Kontakt zu treten.
Das in Washington ansässige Pew Research Center hat amerikanische Teenager im Alter von 13 bis 17 befragt, wie sie soziale Medien nutzen und welche Erfahrungen sie damit machen. Die am häufigsten genutzte Plattform unter den Teenagern ist laut der Studie mit deutlichem Abstand Youtube, gefolgt von TikTok, Instagram und Snapchat. Die Nutzung von Facebook hingegen ist von 71 Prozent in den Jahren 2014-15 auf nur 32 Prozent im Jahr 2022 gesunken. Drei Viertel der befragten Jugendlichen benutzen YouTube täglich und eine Mehrheit ist jeden Tag auf TikTok. Etwa die Hälfte benutzen Instagram oder Snapchat mindestens einmal am Tag, während dies bei Facebook nur 19 Prozent tun. Ein Drittel der Teenager ist der Meinung, zu viel Zeit in den sozialen Medien zu verbringen, und etwa ebenso viele denken, dass die Plattformen einen negativen Effekt auf Gleichaltrige haben. Geht es um sie selbst, so sagen jedoch nur 9 Prozent der Befragten, dass die sozialen Medien einen negativen Einfluss auf ihr Leben hätten. Tatsächlich schätzt ein Drittel Social Media für sich persönlich als positiv ein.
Mehr dazu in der Studie „Gen Z Mental Health: The Impact of Tech and Social Media“ und in der Studie „Teens and Social Media“, beide veröffentlicht im April 2023.
Gen Z am Arbeitsplatz
Wie tickt die junge Generation?
Anspruchsvoll, sprunghaft und wenig leistungsbereit oder qualifiziert, flexibel und modern – über die Arbeitnehmer der jungen Generationen gehen die Meinungen stark auseinander. Neue Studien zeigen jedenfalls, dass die Generation Z höhere Ansprüche an Arbeitgeber bezüglich Flexibilität und Work-Life-Balance hat und eher bereit ist, den Job zu wechseln als ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. In vielen Branchen sind flexible Arbeitszeiten, mobiles Arbeiten und Videokonferenzen seit der Pandemie nicht mehr wegzudenken. Die Werte und Ansichten der jungen Generation führen auch dazu, dass moderne Arbeitsmodelle zum wichtigen Faktor im Wettbewerb um Fachkräfte geworden sind. Zugleich nehmen junge Menschen ihre Lebensrealität als unsicher wahr: Angesichts steigender Lebensunterhaltskosten und psychischer Auswirkungen im Zusammenhang mit Krisen wie Krieg, Pandemie und Klimawandels blicken viele Mitglieder der Generation Z und Millennials mit Sorge in die Zukunft.
Im „Gen Z and Millennial Survey“ erhebt die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte jährlich die Stimmungslage der jungen Generationen. Für die aktuelle Ausgabe wurden mehr als 22.000 Personen aus 44 Ländern zu ihren Ansichten zur Arbeitswelt befragt. Die Studie zeigt, dass viele junge Menschen Existenzängste haben. Die gestiegenen Lebenshaltungskosten stehen dabei an erster Stelle unter den gesellschaftlichen Aspekten, die ihnen am meisten Sorgen bereiten, gefolgt von Arbeitslosigkeit und dem Klimawandel. Die Zukunftsängste schlagen sich auch in der psychischen Belastung der jungen Generationen nieder. So gaben etwa 46 Prozent der Generation Z und 39 Prozent der Millennials an, sich am Arbeitsplatz immer oder meistens unwohl und gestresst zu fühlen. Für die Hälfte der Gen Z und 62 Prozent der Millennials ist Arbeit zentral für ihre Identität, doch sind die meisten keine Workaholics: Eine gute Work-Life-Balance ist der für sie wichtigste Aspekt bei der Arbeitsplatzsuche. Etwa drei Viertel der jungen Menschen, die derzeit ganz oder teilweise mobil arbeiten, gaben an, einen neuen Job suchen zu wollen, wenn sie wieder Vollzeit im Büro arbeiten müssten.
Mehr dazu in der Studie „2023 Gen Z and Millennial Survey“, veröffentlicht im Mai 2023. Siehe auch die McKinsey-Studie „How does Gen Z see its place in the working world? With trepidation“ vom Oktober 2022.
Alternde Welt
Zahlen zum demografischen Wandel
Altersvorsorge in Deutschland
Wie sind die Menschen auf eine alternde Gesellschaft vorbereitet?
Deutschland altert: In den letzten 100 Jahren hat die durchschnittliche Lebenserwartung um über 20 Jahre zugenommen, während Frauen schon seit mehreren Jahrzehnten im Schnitt weniger als zwei Kinder bekommen. Der demografische Wandel hat auch Folgen für die Alterssicherung: 1990 finanzierten noch vier Personen im Erwerbsalter eine Rente, im Jahr 2036 werden es nur noch zwei sein. Bis dahin treten fast 30 Prozent der Erwerbstätigen in den Ruhestand ein, weil die besonders geburtenstarke Babyboomer-Generation das Rentenalter erreicht. Das bedeutet, dass die private Altersvorsorge in Zukunft immer wichtiger wird. Wie gut sind die Deutschen auf den demografischen Wandel vorbereitet? Eine neue Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung und der Bertelsmann Stiftung untersucht Einschätzungen und individuelle Strategien in der Bevölkerung.
Die Studie basiert auf 1234 Interviews mit einem repräsentativen Querschnitt der 16- bis 70-jährigen Bevölkerung. Sie zeigt, dass die Mehrheit der Bevölkerung zwar im sinkenden Rentenniveau ein Risiko für den Lebensunterhalt im Alter erkennt, aber nur ein Drittel regelmäßig Geld für die private Altersvorsorge zurücklegt. Nur ein Viertel der Befragten geht davon aus, im Alter genug Geld zur Verfügung zu haben. 43 Prozent rechnen hingegen damit, dass sie sparsam sein müssen, und 14 Prozent fürchten sogar, dass das Geld knapp oder gar nicht reichen wird. Auch wenn sich die absoluten Beträge in der Höhe deutlich unterscheiden, legen Gut- und Geringverdienende prozentual gesehen annähernd einen gleich hohen Anteil des frei verfügbaren Einkommens für das Alter zurück. Neben der finanziellen Altersvorsorge untersucht die Studie auch die Bereiche Vorsorge für den Pflegefall, Gestaltung des Wohnumfelds und Erhalt der Erwerbsfähigkeit. Insgesamt zeigt sie, dass insbesondere vulnerable Gruppen wie Geringverdiener, Alleinerziehende und Menschen aus ostdeutschen Bundesländern nicht aus eigener Kraft in der Lage sind, sich für die Folgen des demografischen Wandels zu wappnen.
Mehr dazu in der Studie „VorSORGE. Wie die Bevölkerung auf den demografischen Wandel vorbereitet ist“, veröffentlicht im Mai 2023. Eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse findet sich in einem Policy Brief und einem Fact Sheet zur Studie.
Generation Global
Wie sehen junge Erwachsene die Rolle ihres Landes in der Welt?
In vielen Ländern sind jüngere Menschen tendenziell stärker international orientiert als Ältere. Sie haben häufig eine positivere Einstellung zu internationalen Organisationen und befürworten eher die internationale Zusammenarbeit. Doch wie die älteren Generationen bilden auch junge Menschen keinen einheitlichen Block. Ihre Meinungen darüber, wie wir mit heutigen Krisen und Herausforderungen wie Russlands Angriffskrieg, steigenden Lebenshaltungskosten oder dem Klimawandel umgehen sollten, gehen auseinander. Das Pew Research Center hat in einer Studie untersucht, wie junge Erwachsene aus Frankreich, Deutschland, Großbritannien und den USA die Rolle ihres Landes in der internationalen Gemeinschaft sehen.
Der in Washington ansässige Think Tank hat für seine Studie in den vier westlichen Ländern Fokusgruppendiskussionen mit jungen Menschen im Alter von 18 bis 29 Jahren durchgeführt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden dabei je Land in vier verschiedene, nach politischer Orientierung und Haltung zu internationalem Engagement sortierte Gruppen aufgeteilt. Trotz der historischen und politischen Unterschiede zwischen den Ländern vertreten die Gruppen jeweils länderübergreifend ähnliche Ansichten darüber, wie internationales Engagement aussehen sollte: Die nach links tendierenden, international orientierten Gruppen betonen die moralische Pflicht, sich im Ausland zu engagieren, auch wenn sie ihrer Regierung oft nicht vertrauen, dies aus den richtigen Gründen zu tun. Auch die nach links tendierenden, innenpolitisch orientierten Gruppen fühlen sich verpflichtet, im Ausland zu helfen. Aber Skepsis gegenüber ihrer Regierung und das Gefühl, dass ihr eigenes Land tiefgreifende Veränderungen braucht, führen dazu, dass sie die Lösung innenpolitischer Probleme priorisieren. Die nach rechts tendierenden, innenpolitisch orientierten Gruppen sehen ihr Land in einer wirtschaftlichen Notlage. Sie denken, dass die Ressourcen ihres Landes begrenzt sind und dass es wichtiger ist, sich auf die eigenen Probleme zu konzentrieren, als im Ausland Unterstützung zu leisten. Die nach rechts tendierenden, international orientierten Gruppen hingegen begreifen ihr Land als eng mit anderen verflochten. Sie glauben, dass die internationale Zusammenarbeit im wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Interesse ihres Landes ist.
Mehr dazu in der Studie „How Young Adults Want Their Country To Engage With the World“, veröffentlicht am 8. März 2023.
Generation Links
Sind konservative Parteien noch attraktiv für junge Menschen?
Entwicklung des Stimmenanteil der Konservativen bei Wahlen im Vereinigten Königreich, nach Generation
„Wer in jungen Jahren nicht links ist, der hat kein Herz. Wer es im Alter noch immer ist der hat kein Hirn.“ – Im 19. Jahrhundert geprägt und im Laufe der Jahre mal dieser und mal jener Person zugeschrieben, geistert dieser politische Aphorismus so oder ähnlich schon lange durch die politischen Kommentarspalten. Doch was ist dran an ihm? Tatsächlich schneiden konservative Parteien bei jungen Menschen in vielen Ländern schlechter ab als bei Älteren. Doch je älter sie werden, desto mehr von ihnen wählen konservativ. Neue Analysen legen allerdings nahe, dass dieser Trend für die jüngeren Generationen nicht gelten könnte – zumindest in angelsächsischen Ländern.
Im Dezember 2022 schrieb der Financial-Times-Kolumnist John Burn-Murdoch, dass britische und US-amerikanische „Millennials die älteste Regel der Politik brechen“ und bisher nicht dem üblichen Muster folgten, konservativer zu wählen je älter sie werden. Woran liegt das? Ein Grund dafür könnte sein, dass Millennials durch die globale Finanzkrise und steigende Immobilienpreise finanziell schlechter dastehen als Gleichaltrige früherer Jahrgänge. Auch die Polarisierung des politischen Diskurses zu gesellschaftlichen Themen könnte dazu beitragen. In Großbritannien hat der Think Tank Onward in einer neuen Studie untersucht, warum die Tories unter jungen Menschen so schlecht abschneiden. Auch in Australien zeigt sich ein ähnliches Muster: Millennials und die Generation Z wählen nicht in gleichem Maße wie ältere Generationen konservativer je älter sie werden, wie eine Studie des Centre for Independent Studies in Sydney zeigt. In den USA stellen Millennials heute die größte Generation dar und schon 2028 werden sie zusammen mit der Generation Z voraussichtlich die Mehrheit der wahlberechtigten Bevölkerung stellen. In einer Reihe von Kommentaren werfen Autorinnen und Autoren der Brookings Institution einen Blick darauf, welchen Einfluss die jüngeren Generationen auf zukünftige Wahlen in den USA haben könnten.
Mehr dazu in den Studien „Missing Millennials: Why the Conservatives lost a generation, and how to win them back“, veröffentlicht am 30. Mai 2023, und „Generation Left: Young Voters Are Deserting the Right“, veröffentlicht am 29. Juni 2023, und in der Kommentar-Reihe „How younger voters will impact elections“.
An dieser Ausgabe mitgearbeitet haben:
Team KALUZA + SCHMID Studio, Bogdan Miftakhov, Johannes Sudau, Kristin Wesemann, Chrystyna Rey
Quellen
(1)
World Population Prospects 2022. United Nations Department of Economic and Social Affairs.
Leatherby, Lauren. „How a Vast Demographic Shift Will Reshape the World“. New York Times, 16. Juli 2023.
Unlocking the Power of Demographic Dividends. Insights and Recommendations from #The4DSeries Policy Dialogues. Berlin Institute for Population and Development, Juli 2023.
(2)
Roose, Jochen. Generation ist weniger als Alter. Konrad-Adenauer-Stiftung, September 2023.
Werkmann, Caroline und Hans-Jürgen Frieß. Generationen über Generationen. Ergebnisse aus qualitativen Gruppendiskussionen. Konrad-Adenauer-Stiftung, Mai 2023.
(3)
Coe, Erica et al. „Gen Z mental health: The impact of tech and social media“. McKinsey Health Institute, April 2023.
Vogels, Emily A. und Risa Gelles-Watnick. „Teens and social media: Key findings from Pew Research Center surveys“. Pew Research Center, April 2023.
(4)
2023 Gen Z and Millennial Survey. Deloitte, Mai 2023.
Dua, André et al. „How does Gen Z see its place in the working world? With trepidation“. McKinsey, Oktober 2022.
(5) Leaving No One Behind In An Ageing World. World Social Report 2023. United Nations Department of Economic and Social Affairs, Januar 2023.
(6) Nice, Thomas, Frederick Sixtus und Catherina Hinz. VorSORGE. Wie die Bevölkerung auf den demografischen Wandel vorbereitet ist. Bertelsmann Stiftung, Mai 2023.
(7) Silver, Laura et al. „How Young Adults Want Their Country to Engage With the World. Focus Group Findings from France, Germany, the UK and the U.S.“ Pew Research Center, März 2023.
(8)
Burn-Murdoch, „Millennials are shattering the oldest rule in politics“. Financial Times, 30. Dezember 2022.
Blagden, James, Sebastian Payne und Bim Afolami. Missing Millennials. Why the Conservatives Lost a Generation and How to Win Them Back. Onward, Mai 2023.
Taylor, Matthew. Generation Left: Young Voters Are Deserting the Right. The Centre for Independent Studies, Juni 2023.